Das griechische Wort pharmakon, Ursprung unseres Fremdworts Pharmazie (Arzneikunde), steht sowohl für Heilmittel als auch für Gift. Wie so oft kommt es auf die Dosis an. Die aktuelle Diskussion um die Legalisierung von Cannabis zeigt, wie breit die Meinungen zum Thema Drogen gestreut sind. Klar ist, dass Drogen Persönlichkeitsveränderungen verursachen können. Die Ursachen dafür sind vielfältig, je nach Suchtmittel, Häufigkeit und Menge des Konsums.
Schon Rauchen verändert den Charakter
Für viele Raucher mag es eine unbequeme Wahrheit sein, aber schon die Nikotinsucht kann Auswirkungen auf unser Verhalten haben. Sie sind nicht unbedingt negativ, wie der Raucherraum im Betrieb und die Raucherkabine am Flughafen beweisen: Raucher sind kommunikativer, entwickeln dadurch mehr soziale Kompetenz. Kehrseite sind die Egoismen, die Raucher zeigen, wenn sie nicht zur Zigarette greifen dürfen. Eine Euro von jedem Raucher außerhalb der Raucherzonen auf Bahnsteigen, davon könnte man schon reich werden.
Eine Persönlichkeitsveränderung durch Drogen kann aber auch auf biochemischem Weg passieren, zum Beispiel beim Alkohol. Er verändert den Stoffwechsel im Gehirn. Es kommt zu Kontrollverlust und Aggressionen – siehe die Ereignisse zum Jahreswechsel 2022/23 vor allem in Berlin. Drogen, die Halluzinationen hervorrufen, zum Beispiel LSD, münden nicht selten in psychischen Erkrankungen. Was als leichte Stimmungsschwankungen und Schlafprobleme anfängt, wird später zu einer Angststörung, Paranoia oder Drogenpsychose. Eigen- und auch Fremdgefährdung sind keineswegs ausgeschlossen.
Auf erste Alarmzeichen achten
Nicht nur Betroffene selbst, auch Angehörige leiden unter einer Drogensucht. Viele Menschen fragen sich: Wie verändern Drogen die Persönlichkeit, wie kann man frühzeitig solche Veränderungen erkennen? Die sicherste Möglichkeit ist ein Drogentest. Solche Tests gibt es auch als Selbsttest. Niemand erfährt von dem Ergebnis.
Bevor man einen möglicherweise drogenabhängigen Menschen aber auf einen Test anspricht, sollte man ein paar Anhaltspunkte für Verhaltensänderungen haben, deren Ursachen abzuklären sind. Manche Persönlichkeitsveränderung durch Drogen sind in erster Linie für den Betroffenen selbst wahrnehmbar, zum Beispiel Verlust von Objektivität, von Gefühl für Raum und Zeit, Probleme mit der eigenen Körperwahrnehmung, Verwirrung bezüglich Wertevorstellungen. Andere Anzeichen lassen sich leichter von außen feststellen: Geheimniskrämerei, Ausflüchte und Lügen, Rückzug in eine selbst gewählte Isolation (alternativ in einen neuen Freundeskreis), unvernünftiges Verhalten, Unzuverlässigkeit und Vergesslichkeit, Gereiztheit bis hin zum Wutausbruch aus nichtigem Anlass, eventuell sogar Anwendung körperlicher Gewalt.
Familie und Freunde sollten sich nicht in Sicherheit wiegen, wenn solche Ausbrüche gleich anschließend verharmlost und bereut werden. Was „nie wieder vorkommen“ wird, geschieht tatsächlich in immer kürzeren Zeitabständen und vor allem dann, wenn die Angehörigen versuchen, das offensichtliche Problem zu thematisieren.
Drogentest positiv – was nun?
Vorwürfe bringen nichts – der Süchtige ist in der Krankheit gefangen. Er oder sie braucht keine Moralpredigt, sondern Hilfe. Im besten Fall zeigt der Betroffene selbst Bereitschaft zu einer Therapie. Ist dieser Punkt verpasst, sollte im kleinen Kreis der Rat einer fachkundigen Person eingeholt werden, eines Arztes oder einer Drogenberatung. Sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf ziehen, das schaffte nur der Freiherr von Münchhausen in seinen Lügengeschichten. Vielleicht war er ja auch auf Drogen.
Foto von Matteo Badini / Unsplash