Viele Raucher möchten gesünder leben, schaffen aber nicht den Absprung. Manchmal ist die Nikotinsucht das Problem. Mindestens ebenso viele Menschen erliegen aber auch der Gewohnheit, zur Zigarette zu greifen, einfach um etwas in der Hand oder im Mund zu haben. Dieser psychische Zwang ist schwerer zu bekämpfen als die körperliche Sucht. Für diese Zielgruppe – und für alle, die den Nikotinkonsum allmählich reduzieren möchten – kann Tabakersatz ohne Nikotin eine Alternative sein.
Die Kräutermischung macht’s
Ist nikotinfreier Tabak so etwas wie koffeinfreier Kaffee? Meistens nicht. Zwar gab es schon vor knapp hundert Jahren in Deutschland Versuche mit dem Anbau nikotinarmer Tabakpflanzen, ihnen fehlten aber auch die beliebten Aromen. Ab 2003 konnten in Argentinien durch gentechnische Veränderungen Tabakpflanzen mit einem Nikotingehalt an der Nachweisgrenze gezüchtet werden. Zigaretten mit diesem Tabak werden zum Beispiel in den USA verkauft. In Europa unterliegen sie den Gentechnik-Gesetzen und konnten sich deshalb nicht durchsetzen, ebenso wenig wie die Extraktion des Nikotins aus gewöhnlichem Tabak.
Verbreitet sind deshalb bei uns Ersatzprodukte aus Zuckerrohr und Kräutern. Zuckerrohr wird zum Beispiel für die Shisha angeboten. Beliebte Bestandteile in Kräutermischungen sind zum Beispiel Katzenminze, Kamille, Beifuß, Passionsblume, Himbeere, Lavendel, Rosen und grüner Tee. Tabakersatz gibt es als „Kräuterette“ (Kräuter-Zigarette), lose um Selberdrehen und auch nikotinfreier Kautabak besteht aus Kräutern. Außer den Kräutern und dem Blättchen gibt es keine Zusatzstoffe. Sicher, auch beim Verbrennen von Kräutern entstehen Gase, die eingeatmet werden. Aber wer vom Nikotin loskommen oder einen Rückfall in alte Gewohnheiten vermeiden möchte, ist mit dem Kräutertabak gut bedient. Ein weiterer Vorteil gegenüber klassischem Tabak: Kräuter führen nicht zu hässlichen Verfärbungen der Zähne, was sich vor allem beim Kautabak bemerkbar macht.
Unterschiede in Geschmack und Wirkung
Alle genannten Pflanzen sind völlig frei von Nikotin, der Genuss des Tabakersatzes macht also nicht süchtig. Wer sich allmählich vom Nikotin verabschieden möchte, kann zum Beispiel immer mehr echten Tabak durch die Kräuter-Alternative ersetzen – jeden Tag eine normale Zigarette weniger, dafür eine Kräuter-Zigarette mehr. Hilfreich bei der Entwöhnung ist, dass Nikotin schon innerhalb von drei Tagen vom Körper abgebaut wird. Was den Geschmack angeht, hilft nur Ausprobieren. Online-Shops bieten interessante Kombinationen, die sich nicht nur im Aroma, sondern auch in der Wirkungsweise unterscheiden. Ein bisschen Kräuterkunde unterstützt die Entscheidung. So lernt man zum Beispiel, dass Lavendel entspannend wirkt und dass Minze die Wirkung von CBD verstärkt. Sie eignet sich deshalb für entsprechende Mischungen und wird zum Beispiel bei Magenbeschwerden und Erkältungssymptomen gern verwendet, entsprechend dem Minztee. Ein kleiner Geheimtipp beim Tabakersatz: Damiana stammt aus Mexiko und macht ein wenig high, ist aber völlig legal. Vor dem Schlafengehen geraucht oder gekaut, kommt der Konsument besser zur Ruhe, erlebt aber auch intensivere Träume. In Mexiko schätzte man die aphrodisierende Wirkung von Damiana so sehr, dass der Export lebender Pflanzen zeitweise verboten war.
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