Diese Grundphilosophie ist von Geburt an jedem Menschen innewohnend. Im Laufe des Erwachsenwerdens in unserer Gesellschaft verliert diese Natürlichkeit leider mehr und mehr an Bedeutung. Das Sitzen in den Schulen, am Arbeitsplatz , auch in der Freizeit, das vermehrte Wichtigwerden der digitalen Kommunikations- und Unterhaltungselektronik birgt ein großes Potenzial, dass sich der Mensch nicht mehr bewegt.
Die Lebensenergie – chinesisch „chi“ [tschi:], japanisch „ki“ [ki:] oder indisch „prana“ – bekommt durch den modernen Lebensstil nicht mehr die Möglichkeit, sich stimmig zu entfalten. Diese Unstimmgkeiten werden zu Unwohlsein und beginnenden degenerativen Beschwerden, sogenannten Zivilisationskrankheiten.
Wie fließt Energie in unserem Körper? Es gibt nur zwei Energierichtungen in der Natur: Einmal nach oben und außen und dann wieder nach unten und innen. Zu einfach? Grundprinzipien des Lebens sind einfach zu verstehen, das heißt nicht, dass es leicht ist, diese Rhythmen im täglichen Leben umzusetzen – oder doch?
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Nehmen Sie sich die Natur als Beispiel: Im Frühling sprießt alles nach oben, neue Triebe an den Bäumen, Krokusse wachsen bereits unter der Schneedecke. Unaufhaltsam wächst alles Natürliche nach oben. Im Sommer ist alles im Saft, alles ist im Oben und Außen bildet Früchte die reifen.
Die Erntezeit bringt Schritt für Schritt die Säfte der Pflanzen wieder nach innen, die Früchte fallen ab und im Herbst die Blätter. Weiter zieht sich die Natur im Herbst zurück, um im Winter zu ruhen, Kraft zu tanken, um im Frühjahr mit diesem natürlichen Zyklus wieder zu beginnen.
Ein Menschenleben zeigt das gleiche: In der Kindheit und Jugend wächst alles nach oben und außen, im mittleren Erwachsenenalter ist alles im Außen soweit fertiggestellt, auch materiell und die Säfte beginnen sich zurückzuziehen – Falten im Gesicht entstehen – ein ganz natürlicher Prozess. Die Ernte, die Pension, der Tod schließen das Leben ab und machen es rund.
Die fernöstliche Philosophie von Yin und Yang zeigt in diesem einfachen Symbol alles an Weisheit, die man für ein bewusstes Leben braucht. Sie funktioniert auch in unseren Breitengraden, entspricht auch unserem, teils leider verschwundenen und nicht wertgeschätzten, Naturverständnis. Beispielsweise die Ansichten über die Mondphasen zeigen uns, welchen Einfluss diese Rhythmen auf unser Leben haben und wie sie dieses erleichtern. Altes Wissen um das Schlagen von Holz in der vorweihnachtlichen Zeit zu bestimmten Zeichen lässt das Holz stabil bleiben für den Hausbau oder nicht brennen, wie zum Beispiel Lärchenholz für Kamine.
Körperliche Bewegung folgt genauso bestimmten Zyklen, die unseren Körper im Grunde nähren und kräftigen und weniger Energie verbrauchen.
Wenn der Mensch sich beginnt zu bewegen, entsteht Freude an Bewegung. Ein Säugling ist tagtäglich dabei zu erlernen, auszuprobieren und zu perfektionieren. Durch diese Entwicklung Schritt für Schritt, entsteht Kraft und Geschmeidigkeit für neue herausfordernde Beweglichkeiten. Vom Rollen zum Krabbeln, vom Sitzen zum Stehen und schließlich zum Gehen.
Sieht man sich den Erwachsenen an, so ist kaum zu glauben, dass dieser Mensch sich einmal natürlich und ohne Probleme von einem Säugling zu einem dynamischen Kind entwickelt hat.
Wie soll man sich nun Bewegen? Es gibt ja viele Angebote heutzutage, viele Lehr- und andere Meinungen, was gut ist für unseren Körper.
Das Individuum ist individuell. Das heißt, was für eine Bewegungsart gut für jemanden ist, zeigt sich auch subjektiv. Grundvoraussetzung ist immer, dass eine innere Freude entsteht, eine Lust an mehr an Bewegung.
Eine natürliche Bewegungsentwicklung folgt keinem Ziel, sondern einer Freude sich überhaupt bewegen zu können und für den modernen Menschen leider erst einmal zu wollen. Der innere Schweinehund ist ein Haustier, der Nichtüberwinden, Unbeweglichkeit, Stagnation, Fadesse und Jammerei täglich braucht, um zu überleben. Viele Leute beginnen sich zu überwinden, haben Ziele und wollen diese erreichen, merken aber zum Beispiel nach zwei wöchigem Lauftraining, es ist anstrengend, macht keinen Spaß, die Gelenke schmerzen, so macht mir das keine Freude. Falsch ist, zu schnell zu Ergebnissen kommen zu wollen. Schritt für Schritt lautet die Devise. Beginnen Sie mit einfachem Spazierengehen – ohne Ziel. Einfach raus bei jedem Wetter, bei jedem Wetter?
Etwas in Bewegung bringen, in diesem Fall den eigenen Körper, muss ein Trägheitsmoment überwinden. Und das am besten regelmäßig und mit einfachen Mitteln, ohne Pulsmesser oder GPS-Navigationsgerät für Wanderungen. Raus in die Natur, atmen Sie frische Luft, dehnen und strecken sie Ihren Körper und lassen Sie zu, dass sich Ihre innewohnende Energie entfaltet. Lassen Sie sich Zeit und genießen Sie Ihr Tun, nicht die Ziele die sie erreicht haben. Im eigentlichen Tun liegt anfänglich schon so viel Spaß, sie müssen diesen nur zulassen.
Ihr Körper wird Botenstoffe freisetzen, die mehr an Bewegung leichter machen. Lernen Sie dann neue Bewegungen, tanzen Sie, üben Sie eine ungewohnte Sportart aus. Was daraus entstehen wird, ist mehr Kraft und Geschmeidigkeit, eine bessere Aufrichtung und eine innere Zufriedenheit. Ihr Körper wird zu Ihnen sagen, na, ich hab dir gesagt, ich bin ein Bewegungsapparat.
Ihre Energien werden mehr und mehr wieder nach innen fließen und Sie erfüllen. Die Atmung vertieft sich, beruhigt und lockert Ihren Körper.
Was geschieht? Wenn sich innerlich Lebensenergie anreichert, entstehen Reserven, die folglich Potenzial für persönliche Entwicklung in sich tragen.
Nun stellt sich die Frage, ob der Mensch sich überhaupt weiterentwickeln will? Sieht man sich geschichtliches an, so kann man nur den Kopf schütteln. Fortschritte im Bereich der Technik und Wissenschaft passieren sehr gut und schnell.
Die eigene Persönlichkeit zu reflektieren, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen ist eine Kunst und erfordert zuerst die Fähigkeit, sich selber zu beobachten.
Der Mensch fühlt sich selbst sehr oft nur in Extremen. Das kann das Erleben von Höhepunkten genau so sein, wie das Sich verlieren in Tiefschlägen.
Wie findet frau/man die Balance, diese eigene goldene Mitte innerhalb dieser Extreme?
Durch Selbstbeobachtung entsteht Abstand und folglich Raum, seine eigenen Reaktionsmuster zu erkennen und Möglichkeiten zu finden, durch andere Verhaltensweisen seine Lebensqualität zu verbessern.
Finden Sie Ihren Rhythmus zwischen Aktivität und Ruhe! Ein Zuviel an Arbeit fordert Pausen, ein Zuviel an Nichtstun fordert Bewegung. Rhythmus stärkt die eigene Mitte, aus der der Fluss des Lebens entsteht. Ein Fluss der aus dem eigenen Innersten, genau diesem entspricht.
In der Philosophie spricht frau/man von Entelechie – Etwas, das sein Ziel bereits in sich trägt, eine innewohnende Kraft, welche sich selbst verwirklichen will.