Mit der Unterkiefer-Protrusionsschiene Schlafapnoe behandeln

Vier von zehn Menschen in Deutschland leiden unter Schlafstörungen. Neben Stress, psychischen Belastungen, einem unregelmäßigen Tagesablauf und zu wenig Bewegung sind schlafbezogene Atmungsstörungen ein häufiges Problem. Sie beeinflussen nicht nur die Lebensqualität, sondern können die Gesundheit vieler Menschen ernsthaft beeinträchtigen. Mediziner sehen einen Zusammenhang zwischen der nächtlichen Atmung und der Lebenserwartung.

Schlafapnoe kann ernste Folgen haben

Eine der häufigsten Formen nächtlicher Atmungsstörungen ist die sogenannte obstruktive Schlafapnoe, kurz OSA. Dabei wird die Atmung während des Schlafs wiederholt kurz unterbrochen, entstanden durch eine Verengung der Atemwege infolge erschlaffter Muskulatur – was neben den Atmungsaussetzern auch Schnarchgeräusche produziert. Betroffene merken das in der Regel nicht direkt, wachen nur unbewusst kurz auf. Ein Partner im Schlafzimmer wird viel eher aufmerksam – und für sie oder ihn ist es erschreckend, wenn der Mensch in der anderen Betthälfte plötzlich nicht mehr atmet.

Die indirekten Folgen des gestörten Schlafs sind dagegen auch für den Erkrankten unübersehbar: Dauernde Müdigkeit über Tag, Konzentrationsschwäche, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die wichtigsten Komplikationen, die bei Schlafapnoe auftreten können. Wer solche Symptome bei sich beobachtet, sollte einen Arzt aufsuchen. Man muss nicht gleich in ein Schlaflabor, um Schlafapnoe zu diagnostizieren. Es gibt mobile Geräte, die den Schlaf zuhause überwachen.

Drucktherapie empfinden manche Patienten als unangenehm

Steht die Diagnose fest, geht es um mögliche Behandlungen für Schlafapnoe. Bei leichten bis mäßigen Symptomen kann eine Gewichtsreduktion, veränderte Schlafposition oder eine verbesserte Schlafhygiene gegensteuern. Die Standard-Behandlung bei einem höheren Schweregrad der OSA ist die kontinuierliche positive Atemwegsdrucktherapie (CPAP). Dabei trägt man im Schlaf eine Maske, die – vereinfacht gesagt – die Atmung durch einen leichten Überdruck in Gang hält. Das klingt zunächst simpel, ist aber in der Praxis nicht unaufwändig, weil das Beatmungsgerät genau auf den Patienten eingestellt werden muss. Außerdem ist das Schlafen mit einer Atemmaske natürlich gewöhnungsbedürftig. Manche Betroffene fühlen sich durch die Maske, den Luftschlauch und die Geräusche des Geräts auch zusätzlich in ihrer Schlafqualität gestört.

Offenhalten der Atemwege braucht keine OP

Statt nun gleich eine Operation in Erwägung zu ziehen, gibt es eine wesentlich sanftere Alternative: Die Unterkieferprotrusionsschiene ist ein zahnärztliches Gerät, das nachts getragen wird und den Unterkiefer nach vorne schiebt. Dadurch wird der Rachenraum erweitert und die Atemwege bleiben offen. Die Protrusionsschiene kann Schlafapnoe bekämpfen, weil sich Anzahl und Dauer der Atemaussetzer reduzieren. Die Sauerstoffsättigung des Bluts wird verbessert, das Patient schnarcht weniger – kurz gesagt, die Schlafqualität erhöht sich merklich. Diese umgangssprachlich auch Anti-Schnarchschiene genannte Apparatur muss individuell angepasst werden, um eine optimale Passform und Wirksamkeit zu gewährleisten. Das funktioniert nicht anders als bei Kronen oder Zahnersatz. Früher wurde ein Abdruck von den Zähnen genommen, heute arbeiten viele Zahnarztpraxen schon mit 3D-Scannern, die ein räumliches Bild der Kiefer ohne Abdruckmasse und Würgereiz erzeugen. Die Schiene selbst wird aus Kunststoff oder Metall gefertigt. Sie besteht aus zwei Teilen, die den Ober- und Unterkiefer umschließen und mit einem Mechanismus verbunden sind, der den Grad der Protrusion (deutsch: Vorschieben) einstellt. Die Kosten für eine Unterkiefer-Protrusionsschiene trägt, nach Verordnung durch einen Facharzt für Schlafmedizin, die gesetzliche Krankenkasse – vorausgesetzt, die Überdrucktherapie war erfolglos oder kommt aus medizinischen Gründen nicht in Frage.

Nebenwirkungen gehen meist schnell vorbei

Zu Anfang können leichte Zahn- oder Kieferschmerzen, Speichelfluss oder Mundtrockenheit auftreten, ähnlich wie bei der Verwendung von Knirschschienen. Diese Nebenwirkungen sind meist vorübergehend und mild. Der Zahnarzt erklärt, wie man die Schiene schrittweise einführt. Selbstverständlich muss sie regelmäßig gereinigt und kontrolliert werden, um eine gute Hygiene und Funktion zu gewährleisten.

Bild: Bigstockphoto.com / TeroVesalainen

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